Fehmarn: Kein Material und hohe Preise | Fehmarn

2022-04-22 19:53:57 By : Ms. Royal Service

Bauwirtschaft in der Bedrängnis

Die Bauwirtschaft ist in Bedrängnis. Neben dem Fachkräftemangel kommen jetzt durch die Corona-Pandemie Materialmangel hinzu.

Malente/Fehmarn – Die dritte Welle der Corona-Pandemie ist weitgehend überstanden, doch die Auswirkungen werden noch auf unbestimmte Zeit zu spüren sein. Auch in der Bauwirtschaft, die die Folgen der Pandemie seit einigen Monaten mit voller Wucht trifft. Es kommt alles zusammen: eine dramatische Preisentwicklung bei Baustoffen, eine bislang kaum gekannte Materialknappheit und der anhaltende Fachkräftemangel.

Aktuelle Zahlen des Statistikamtes Nord für Schleswig-Holstein belegen die Negativentwicklung. So sind die Umsätze im Bauhauptgewerbe im ersten Quartal 2021 um mehr als 17 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal auf 454 Millionen Euro zurückgegangen. Auf der anderen Seite sind die Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahresquartal um knapp 13 Prozent gestiegen. Nur: Ohne Material können die Aufträge von den Firmen nicht abgearbeitet werden.

Verzinkte Stahlbleche sind fast nicht mehr zu bekommen.

Das wurde auf einer vom Unternehmensverband Ostholstein – Plön ausgerichteten Info-Veranstaltung im Kies- und Schotterwerk Kreuzfeld bei Malente mehr als deutlich. Die Materialbeschaffung sei derzeit ein großes Problem, sagte auch Gebhard Grebien, der ein mittelständiges Metallbauunternehmen mit 35 Mitarbeitern an den Standorten Bannesdorf und Großenbrode führt. Das Corona-Jahr 2020 sei für ihn mit einem Umsatzrückgang von zwölf Prozent schwierig gewesen, nun würden zwar die Aufträge wieder reinkommen, doch es fehle an Material, moniert er. „Verzinkte Stahlbleche sind fast nicht mehr zu bekommen“, für Fensterrahmen benötigtes PVC sei ebenfalls „absolute Mangelware“, zählt er auf.

Hinzu kommen immense Preissteigerungen. Nicht nur bei Material, sondern auch für den Transport. So hätten sich die Containerkosten für die Verschiffung einer Maschine nach Hongkong verzehnfacht, berichtet Grebien.

Auch beim Baustoff Holz sieht es nicht viel anders aus. „Bauholzprodukte sind unendlich knapp und teuer“, so Ralf Hoffmann, Geschäftsführer der Zimmerei Hoffmann aus Logeberg. Bei Bauholz gebe es teilweise Preissteigerungen von über 400 Prozent, gibt er zu bedenken. So verwende er mittlerweile den Großteil seiner Arbeitszeit darauf, „möglichst zu vernünftigen Preisen Material zu bekommen“. Eine große Lagerhaltung gebe es bei den Betrieben kaum noch, wer nicht etwas vorgesorgt habe, stehe jetzt schlecht da, beschreibt Hoffmann die Entwicklung. In das Klagelied mit ein stimmen auch die Lieferanten.

„Die Amerikaner kaufen alles auf, jetzt auch schon Rundholz“, berichtet Carsten Struck von Richter Bauelemente aus Schönberg. Wo es bei Baumaterial früher eine Lieferzeit von zwei Tagen gegeben habe, „geht gar nichts mehr unter vier Wochen, teilweise gar bis 16 Wochen“, so Struck. Die Hersteller seien mittlerweile dazu übergegangen, Kontingente zuzuweisen, zum Teil auch ausgerichtet an der Bestellmenge des letzten Jahres. Mitunter würden auch Bestellfenster ausgerufen, sodass beispielsweise für August geordertes Material nur in den ersten beiden Juliwochen bestellt werden könne. 

Mangelware sind laut Struck mittlerweile auch KG-Rohre (Kanalgrundrohre), „das Brot und Butter der Tiefbauer“. Dämmstoffe seien ebenfalls schwer zu bekommen, die würden mittlerweile schon aus Österreich eingeführt.

Große Probleme hätten derzeit die Fertighaushersteller. Schon ein einfacher Bungalow-Dachstuhl würde aufgrund der Preissteigerungen beim Holz um bis zu 10000 Euro mehr an Materialkosten verursachen. Doch die Angebote und Kontrakte seien vielfach zu ganz anderen Konditionen abgeschlossen worden. Aus der Preisbindung kämen sie dann nicht mehr heraus, und trotz voller Auftragsbücher „fahren sie dann gegen die Wand“, skizziert Struck die aktuelle Lage.

Als wären Materialknappheit und Preissteigerungen noch nicht genug, hat das Handwerk weiterhin mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. So seien in 350 Betrieben immer noch über 80 Lehrstellen für das im August beginnende Ausbildungsjahr unbesetzt, berichtet Arne Hansen von der Kreishandwerkerschaft Ostholstein - Plön. Ein trauriges Lied davon singen kann auch Gebhard Grebien. Vor acht Jahren seien es bis zu 13 Auszubildende im Betrieb gewesen, jetzt habe er nur noch einen. „Ich würde gerne mehr haben, doch ich finde keinen“, so Grebien. Ähnlich sieht es bei Ralf Hoffmann aus. „Sonst hatte ich drei pro Ausbildungsjahr, noch habe ich keine einzige Bewerbung.“

Mit ganz anderen Problemen hat Kieswerkbetreiber Volker Wandhoff zu kämpfen. Er wünscht sich als größter Versorger im Bereich Ostholstein/Plön – 400 Tonnen pro Stunde kann er abbauen – die Erteilung großflächiger Genehmigungen wie im Kreis Segeberg. Der Kreis Ostholstein genehmige nur kleinere Flächen – und die Genehmigungsverfahren seien langwierig.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.